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18: In drei Schritten zum passenden ETF!

Andy • 15. Januar 2022

Mit ETF kann kostengünstig in Aktien investiert und langfristig eine hohe Rendite erzielt werden. Doch erscheint die Auswahl des richtigen ETF als schwierig – zu Unrecht!

 

Im letzten Beitrag habe ich die Vor- und Nachteile von ETF vorgestellt (siehe hier). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vor allem passive ETF aufgrund ihrer geringen Kosten bei gleichzeitig hoher Risikostreuung eine interessante Möglichkeit der langfristigen Geldanlage bieten. ETF können verschiedene Anlageformen beinhalten, zum Beispiel Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Doch besonders beliebt sind Aktien-ETF, da Aktien langfristig sehr hohe Renditen versprechen.


(Aktien-)ETF eignen sich insbesondere für jüngere Menschen, die tendenziell wenig Anlageerfahrung haben, aber ihr Geld über einen sehr langen Zeitraum, etwa für die Altersvorsorge, investieren möchten und durchaus bereit sind, zwischenzeitliche Kursschwankungen in Kauf zu nehmen.


Wie finde ich den passenden ETF?


Doch wenn es an die Auswahl eines konkreten ETF geht, ergeben sich bei vielen Investoren große Fragezeichen. Wo kann ich verschiedene ETF finden? Was bedeuten die jeweiligen Fachbegriffe? Worauf gilt es bei der Auswahl zu achten? All dies sind mögliche Frage, die vor einer Investition in ETF abhalten. Das muss nicht sein! In den nächsten drei Beiträgen werde ich die wichtigsten Fragen zur Auswahl von ETF beantworten.


Schritt 1: Nachzubildender Index


Der Grundgedanke passiver ETF ist es, einen ausgewählten Index in einem definierten Maßstab nachzubilden. Ein Index gibt die Zusammensetzung der bedeutendsten und größten Unternehmen für ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region wieder – ähnlich wie beim Fußball, wo die Bundesliga die 18 zurzeit stärkten Mannschaften enthält.


Hierbei kommen allerdings eine Vielzahl möglicher Indizes infrage: In Deutschland gibt es unter anderem den DAX (Deutscher Aktienindex), der die 40 größten Börsenunternehmen aus Deutschland enthält [1]. Der EURO STOXX 50 enthält die 50 größten Unternehmen aus der Eurozone [2]. In den USA gibt es beispielsweise den S&P 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen aus den USA enthält [3]. In China gibt es den CSI 300, der die 300 größten chinesischen Unternehmen enthält [4].


 

DAX, EURO STOXX, CSI und S&P 500 sind Beispiele für Indizes, die nach Ländern oder Regionen unterteilt sind. Doch gibt es aber auch noch länderübergreifende Abwandlungen. Der Dow Jones Global Titans enthält beispielsweise die 50 größten Aktienunternehmen der ganzen Welt - und zwar unabhängig von ihrem Land [5]. Der STOXX Global Select Dividend 100 enthält die 100 dividendenstärksten Unternehmen der Welt ist vor allem für Anleger interessant, die eine möglichst hohe Dividende auf ihre Anlage erzielen wollen [6,7]. Noch eine Nummer größer gedacht ist der MSCI World, der die 1600 größten Unternehmen aus allen Industrienationen der Welt enthält [8]. Dieser ETF ist vor allem aufgrund seiner Risikostreuung interessant, da hier mit nur einem Wertpapier gleichzeitig in über Tausend verschiedene Unternehmen investiert wird – das Risiko eines Totalverlustes, weil ein Unternehmen in die Pleite geht, ist daher deutlich reduziert.


 

Diese Indizes sind unter Anlegern weit verbreitet und werden daher als Standardindizes bezeichnet. Zusätzlich gibt es noch spezielle Indizes, die sich bestimmten Themen widmen wie beispielsweise Nachhaltigkeit, Energie, Automobil, Pharma oder Technologie. Solche Themen-ETF fristen jedoch in der Regel ein Nischendasein, da sie – der Definition – nicht die breite Masse an Investoren ansprechen. Eine Ausnahme können „grüne“, also nachhaltige ETF oder „ethische“ ETF sein. Letzteres hat das Kürzel SRI im Nahmen, was für Socially Responsible Investment steht. Als ein mögliches Beispiel ist hier der MSCI WORLD SRI Select Reduced Fossil Fuel zu nennen, der, wie der Name es schon sagt, eine „nachhaltige“ Abwandlung des bereits oben genannten MSCI World darstellt [9]. Die nachfolgende Abbildung zeigt die zehn Unternehmen mit der größten Gewichtung am MSCI WORLD SRI Select Reduced Fossil Fuel [9].



Grüne und ethische ETF erfreuen sich vor allem bei jungen Investoren zunehmender Beliebtheit, da sie versprechen, das Geld der Anleger nur in ausgewählte Unternehmen zu investieren. Diese Unternehmen müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um als nachhaltig oder sozialverantwortlich eingestuft zu werden.


Um zu verstehen, in welche Unternehmen investiert wird und sich so vor Überraschungen zu schützen, ist es bei der Auswahl von grünen ETF angebracht, die Produktbeschreibung und Zusammensetzung des ETF im Detail zu lesen. Denn häufig besteht die Gefahr eines sogenannten „Greenwashing“, das heißt, dass Unternehmen als grün und nachhaltig eingestuft werden, die es eigentlich nicht sind: So kann es unter Umständen vorkommen, dass Unternehmen die Mithilfe von Atomkraftwerken Strom herstellen als nachhaltig eingestuft werden, weil sie im Vergleich zu Kohlekraftwerken weniger CO2 ausstoßen. Ob Atomenergie jedoch wirklich nachhaltig ist, darf offen angezweifelt werden.


Zur Prüfung von beispielsweise Zusammensetzung, Anlageziel oder Kosten gibt es zu jedem ETF eine Art Datenblatt, wo auf zwei Seiten die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Dieses Datenblatt heißt Factsheet oder KIID (Key Investor Information Document, deutsch: Wesentliche Anlegerinformationen WAI) und ist ein gesetzlich vorgeschriebener Bestandteil von Fonds. Das Factsheet und KIID können lassen sich sehr schnell finden, wenn diese Begriffe an den Namen des betreffenden ETF in der Suchmaschine des Vertrauens angehängt werden, also zum Beispiel „MSCI World Factsheet“ bei Google.


Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen…


Die Auswahl an Indizes, die mithilfe von ETF nachgebildet werden können, ist also riesig. Und genau diese große Auswahl an möglichen ETF verwirrt viele Einsteiger. Es besteht die Gefahr, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen zu können.


Jeder ETF trägt in seinem Titel die Bezeichnung des Index, den er nachbildet. Demnach liegt der erste Schritt bei der Auswahl eines passenden ETF zunächst darin, sich für einen Index zu entscheiden, welchen der ETF nachbilden soll. Hierzu gibt es bei Wikipedia (Link) eine Übersicht über die bekanntesten Aktienindizes [10]. Neben den bereits oben genannten Standard-Indizes, gibt diese Liste weitere Beispiele für Indizes mit verschiedenen geographischen Schwerpunkten, wie Asien, Afrika, Amerika oder Europa. Sofern der Index ein bestimmtes Thema beinhalten oder nachhaltig sein soll, helfen Standard-Indizes jedoch nicht weiter. Hier muss eine aktive Recherche betrieben werden.


Da die Kosten von ETF sehr gering sind (hierzu später noch mehr), können für das Depot je nach persönlichem Schwerpunkt und Moralvorstellung durchaus mehrere ETF herausgesucht werden. An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass grundsätzlich Standard-Indizes einen höheren Anteil am Portfolio haben sollten, als beispielsweise Themen-Indizes, da letzteres als riskanter gilt. Ein gesundes Portfolio sollte daher eine Mischung aus beiden enthalten – sofern Themen-ETF für den Investor überhaupt gewünscht sind.


Der bereits erwähnte MSCI World bietet eine gute Möglichkeit, mit nur einem ETF in über Tausend Unternehmen zu investieren. Er ist jedoch sehr USA-lastig, da amerikanische Unternehmen ca. 70% des Gesamtgewichts ausmachen [8]. Das muss zwar nicht grundsätzlich schlecht sein, bedingt aber eine hohe Abhängigkeit vom amerikanischen Aktienmarkt.


Eine alternative Aufteilung könnte beispielsweise den Großteil der Investition auf die beiden wirtschaftlich relevantesten Regionen der Welt fokussieren: Hier wären der S&P 500 für die USA und der EURO STOXX 50 für Europa zu nennen. Ein kleinerer Teil des investierten Kapitals könnte in Entwicklungsländer wie China, Taiwan, Korea oder Indien fließen. Hierfür könnte sich der MSCI Emerging Markets anbieten. Eine mögliche Aufteilung unter den drei ETF wäre 50%, 30% und 20%.


Zwischenfazit und Ausblick


Der erste und somit grundlegender Schritt zur Auswahl des passenden ETF beinhaltet die Entscheidung, welcher Index oder welche Indizes mithilfe des ETF überhaupt nachgebildet werden sollen. Hierfür wurde eine Auswahl der wichtigsten Indizes vorgestellt.


Ist diese Auswahl getroffen, geht es im nächsten Schritt darum, die passende Art von Replikation Ausschüttung auszuwählen. Worauf zu achten ist, erkläre ich im nächsten Beitrag. Melde Dich (hier) im Newsletter an und lasse Dich automatisch informieren, sobald der nächste Beitrag online ist.


Das Quellenverzeichnis zu diesem Eintrag findest Du hier.


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Vielen Dank und viel Spaß beim Weiterlesen,

Dein Andy

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