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13: Apple, Alphabet oder Microsoft - wer hat die Nase vorn?

Andy • 31. Dezember 2020
Aktienkurse dieser drei Unternehmen steigen seit Jahren immer höher. Doch warum eigentlich? Ein Blick auf die Bilanzen und wichtige Kennzahlen verrät den Grund. Teil 3 der Analyse von Alphabet.

Nachdem wir uns in den vorherigen Beiträgen das Geschäftsmodell und die Struktur des Alphabet-Konzerns angesehen haben (siehe Beitrag 11 und Beitrag 12), wird es nun Zeit für einen Blick auf die „harten“ Kennzahlen. Um die Kennzahlen richtig einordnen und interpretieren zu können, wird ein Vergleich mit den beiden größten Wettbewerbern Apple und Microsoft gemacht.

Wie bereits oben erklärt, spielt der Bereich „Other Bets“ für Alphabet derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Wenn wir uns also im Folgenden Werte für Umsatz, Gewinn oder erzielte Margen betrachten, dann ist wichtig hervorzuheben, dass diese Werte vorwiegend aus den Aktivitäten von Google resultieren und entsprechend den zuvor beschriebenen Erfolg von Google sowie dessen dominante Marktposition widerspiegeln. Mehr noch: Die Gewinne von Google sind sogar negativ belastet durch Verluste der Other Bets und könnten noch höher sein [8].

Des Weiteren ist anzumerken, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages für Alphabet das Geschäftsjahr 2020 noch nicht abgeschlossen ist. Die hier vorgestellten Angaben entsprechen daher einer Extrapolation des Ergebnisses für die ersten drei Quartale des Jahres 2020, wobei eine Schätzung des Ergebnisses für das vierte Quartal auf Basis des Vorjahreswertes gemacht wurde [2,4]. Bei der unterjährigen Bewertung von Aktien ist dieses Vorgehen gängige Praxis. Anders verhält es sich bei Microsoft und Apple: Deren Geschäftsjahr, das sogenannte Fiskaljahr, endet nach eigener Definition bereits im Juni bzw. September, sodass die hier vorgestellten Ergebnisse dem jeweiligen vollständigen Geschäftsjahr entsprechen [16, 17].

Umsatzentwicklung

Die Betrachtung des Umsatzes ist immer der erste Schritt, ein Unternehmen quantitativ zu bewerten. Der Umsatz gibt an, wieviel Geld ein Unternehmen durch den Verkauf seiner Waren oder Dienstleistungen einnehmen konnte. Insofern spiegelt der Umsatz den Verlauf der operativen Geschäftstätigkeit wieder und lässt dadurch deren Entwicklung deutlich werden. Denn anders als Gewinn, schwankt der Umsatz tendenziell weniger stark. Auch und lässt er sich durch bilanzpolitische Eingriffe nur eingeschränkt manipulieren. Einmalige Sondereffekte wie beispielsweise Buchgewinne, Restrukturierungen, Strafen oder außerplanmäßige Abschreibungen auf Firmenwerte beeinflussen zwar den Gewinn, jedoch nicht den Umsatz. Insofern eignet sich der Umsatz und dessen Entwicklung als ein Abbild des wirtschaftlichen Wachstums von Unternehmen.

Bei einem Blick auf die Umsatzentwicklung unseres Dreigestirns bestehend aus Apple, Alphabet und Microsoft fällt direkt auf, dass im Geschäftsjahr 2020 Apple das Trio mit einem Umsatz von 274 MRD USD anführt, gefolgt von Alphabet mit 171 MRD USD und Microsoft mit 143 MRD USD. Erstaunlicher Weise konnten alle drei Unternehmen ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr mindestens halten, wenn nicht sogar ausbauen. Das ist beeindruckend vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und des wirtschaftlichen Lockdowns in weiten Teilen der Welt.


Über die letzten 10 Jahre betrachtet konnte Microsoft seinen Umsatz jährlich im Durchschnitt um 8,9% steigern, während Apple um 17,2% wuchs und Alphabet um 19,6%. Die Dynamik ist bei Alphabet also am höchsten. Insbesondere die jüngere Entwicklung war enorm erfolgreich: In den letzten 3 Jahren legte Alphabet jährlich um 15,9%, Microsoft um 14,0% und Apple um 6,4% zu [2,4,16,17].

Eine solche Entwicklung des progressiven Umsatzanstieges ist für Technologieunternehmen im Allgemeinen üblich: Erst wird zunächst über Jahre hinweg bei relativ kleinen Umsätzen der Markt sowie das zugehörige Geschäftsmodell aufgebaut und die eigene Position etabliert. Nachdem Pilotkunden von der Technologie überzeugt wurden, setzt exponentielles Wachstum des Marktes ein – und damit der Umsätze. Das wohl historisch bekannteste Beispiel ist Facebook mit seinen sozialen Netzwerken, die erst Jahre brauchten um exponentiell zu wachsen. Aktuelle, sich noch entwickelnde Beispiele sind Plattform- und Vermittlungsdienste wie AirBnB, Uber oder DeliveryHero.

Gewinn nach Steuern

Umsatz ist schön und gut, aber entscheidend ist der damit letztlich generierte Gewinn – und zwar nach Steuern. Womit wir gleich zum Punkt kommen: Steuern und Steuergerechtigkeit ist ein heikles Thema und sorgt oft für begründete Kritik an den Geschäftsmodellen moderner Technologieunternehmen und Großkonzerne, die durch geschickte – und leider legale – Steuermodelle und deren Gestaltungen ihre Gewinne in steuergünstige Länder verlagern und so die effektive Steuerlast senken. Der Grund für Kritik ist naheliegend: Im Geschäftsjahr 2019 hatte Apple weltweit eine Steuerquote von 15,9%, Alphabet von 13,3% und Microsoft sogar nur 10,2% [2,16,17]. Ob das gerecht ist, darf bezweifelt werden.


Bei einer Betrachtung des Gewinns nach Steuern dominiert Apple erneut mit einem Gewinn von 57 MRD USD für 2020, gefolgt von Microsoft mit 44 MRD USD und Alphabet mit ca. 35 MRD USD. Zwar schwankten die Gewinne, wie bereits erwähnt, stärker als die zugrundeliegenden Umsätze, konnten sich dennoch prächtig entwickeln: Im Durchschnitt legten die Gewinne von Apple und Microsoft seit 2010 um 18,8% bzw. 18,6% zu, während der Gewinn von Alphabet um mehr als 21% zulegte – jährlich, wohlgemerkt. Zu erwähnen gilt jedoch, dass in den USA im Jahr 2017 unter Trump eine Steuerreform stattgefunden hat („Tax Cuts and Jobs Act“). Je nach Unternehmen und Höhe dessen im Ausland gehaltener Vermögenswerte, wirkte sich die Steuerreform unterschiedlich stark aus und führte zu einem einmaligen Sondereffekt. Dadurch wurden die Gewinne in den Jahren 2017 und teilweise 2018 massiv negativ belastet und künstlich verzerrt.

Eng mit dem Gewinn nach Steuern ist die sogenannte Netto-Marge, also das Verhältnis von Netto-Gewinn zum Umsatz, verzahnt. Sie gibt wieder, wieviel von dem umgesetzten Geld tatsächlich im Unternehmen als Gewinn verbleibt. Bei Apple und Alphabet liegt die Netto-Marge für 2020 bei ca. 21%, während Microsoft auf unglaubliche 31% kommt. Im Zehnjahresschnitt betragen die Werte für das Trio 22,3% (Apple), 21,6% (Alphabet) und 25,1% (Microsoft) [2,4,16,17].

Um es deutlich zu sagen: Alle drei Margen sind enorm hoch! Solch starke Werte kommen bei einem branchenübergreifenden Vergleich sehr selten vor und bilden oft das Ergebnis eines starken Geschäftsmodells und einer dominanten Marktstellung des Unternehmens. 

Eigenkapitalquote

Das Eigenkapital ist die Differenz zwischen allen Vermögenswerten des Unternehmens, also dessen Aktiva, sowie aller Schulden, Rückstellungen und Verbindlichkeiten. Der Begriff Eigenkapital ist leicht irreführend: Eigenkapital ist nicht das „eigene Kapital“ des Unternehmens, also das Geld, das „dem Unternehmen“ gehört, sondern es gehört dessen Eigentümern, also den Aktionären. Der englische Begriff „Shareholders Equity“ ist hier deutlich angebrachter. Eine Aktie verbrieft folglich den Besitz eines Bruchteils des Eigenkapitals.

Weiterhin ist die Eigenkapitalquote eines Unternehmens der Anteil dessen Eigenkapitals in Relation zur gesamten Bilanzsumme. Je höher die Eigenkapitalquote, desto weniger Schulden hat das Unternehmen relativ zu seiner Größe. Somit gelten Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote tendenziell als widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche oder finanzielle Rückschläge. Diese Sicherheit hat jedoch ihren Preis: Erstens lassen sich Kosten für das Eigenkapital nicht von der Steuer absetzen. Anders ist es bei Kosten für finanzielle Schulden. Folglich entsteht hierdurch ein Nachteil gegenüber fremdkapitalfinanzierten Unternehmen. Zweitens - und das ist vielen Investoren nicht bewusst - ist Eigenkapital für das Unternehmen deutlich teuer als Fremdkapital: Denn obwohl für Eigenkapital keine Zinsen gezahlt werden müssen, erwarten die Aktionäre eine bestimmte Rendite, wenn sie dem Unternehmen ihr Geld anvertrauen und ein sogenanntes unternehmerisches Risiko eingehen. Die von den Aktionären erwartete Rendite beträgt bei Unternehmen mit geringem Risiko jährlich etwa zwischen 6 und 10%. Somit sind die implizierten Kosten für Eigenkapital deutlich höher als Kosten für Fremdkapital, die bei stabilen Unternehmen derzeit im geringen einstelligen Prozentbereich liegen. Schafft es ein Unternehmen also nicht, seine Eigenkapitalkosten zu erwirtschaften, wird es von seinen Aktionären abgestraft und entsprechend mit einem Abschlag an der Börse gehandelt. Kurzum: Wenn ein Unternehmen an der Börse weniger kostet ist als sein Eigenkapital, dann hat es meistens seinen Grund…

Ein Blick auf die Eigenkapitalquoten für das Jahr 2020 verrät, dass Alphabet mit einer Quote von 71,2% deutlich führend ist vor Microsoft mit 39,3%. Apple hingegen kommt auf nur 20,2% [2,4,16,17]. Alphabet steht somit extrem solide da.


Zusätzlich fällt auf, dass sich im Laufe der letzten 10 Jahre die Eigenkapitalquoten sehr unterschiedlich entwickelten: Während sie bei Alphabet in etwa weitestgehend konstant blieb, haben Microsoft und Apple ihre Eigenkapitalquoten zum Teil massiv reduziert: Offensichtlich haben sich beide Unternehmen dafür entschieden, Eigenkapital dazu zu verwenden Dividenden zu zahlen oder eigene Aktien zurück zu kaufen und diese Geschäfte durch Aufnahme neuer Schulden finanziert. Das befeuert zwar die kurz- und mittelfristige Kursentwicklung der Aktie massiv, doch dieses bilanzpolitische Spiel kann nicht ewig weitergehen. So hat Microsoft seit 2017 seine Politik geändert und unterm Strich wieder weniger Kapital ausgezahlt, als es erwirtschaftet hat. Bei Apple sieht es anders aus: Apple senkt seine Eigenkapitalquote weiterhin kontinuierlich, um durch Rückkäufe eigener Aktien den Kurs zu steigern.

Gesamtkapitalrendite

Die Eigenkapitalrendite ist das Verhältnis von Nettogewinn zum eingesetzten Eigenkapital. Für gewöhnlich wird die Eigenkapitalrendite dazu verwendet, Unternehmen und deren Ertragskraft zu vergleichen. In unserem Fall hat es jedoch wenig Sinn: Denn bei gleichem Nettoergebnis steigt die Eigenkapitalrendite, wenn die Eigenkapitalquote fällt. Da das Trio sehr deutliche Unterschiede in den Eigenkapitalquoten aufweist, nämlich grob gesagt 20% (Apple), 40% (Microsoft) und 70% (Alphabet), wäre die Analyse massiv verzerrt. Warum, zeigt der Vergleich: Für 2020 betrug die Eigenkapitalrendite von Alphabet „nur“ 16,8%, während Microsoft auf 37,4% und Apple sogar auf 87,9% kam [2,4,16,17].

Zielführender ist in diesem Fall die sogenannte Gesamtkapitalrendite. Die Gesamtkapitalrendite, oder auch Return on Investment (ROI) genannt, errechnet sich aus dem Verhältnis von Nettogewinn durch die gesamte Bilanz des Unternehmens. Da bei der Berechnung des ROI also nicht nur das Eigenkapital, sondern das gesamte Kapital, also auch eventuelles Fremdkapital, zur Bewertung der Unternehmensperformance verwendet wird, ist diese Größe für unseren Vergleich viel zielführender.


Für das Geschäftsjahr 2020 erreicht Apple ein ROI von 17,7%, Microsoft von 14,7% und Alphabet 11,9% [2,4,16,17]. Um es klar zu sagen: Das alles sind absolut phänomenale Werte und extrem selten zu finden! Das ROI verdeutlicht, wieso Apple und Microsoft an der Börse so begehrt sind: Werte von über 15% spiegeln die absolute Dominanz und Klasse des Geschäftsmodells wieder. Zum Vergleich einige Beispiele für 2019 aus anderen Branchen. Automobil: BMW 2,2%, VW 2,7%, Toyota 3,6% und Daimler 0,8%, Getränke: Coca-Cola 10,3%, Heineken 4,7% und AB Inbev 3,9%, Öl: ExxonMobil 4,0%, Sinopec 3,3%, Total 4,1% und BP 1,4%. Doch Vorsicht: Ein branchenübergreifender Vergleich wie der von Coca-Cola und BMW ist irreführend.

Fazit der Kennzahlenanalyse

Alphabet setzt sich bei der Entwicklung des Umsatzes sowie des Gewinnes nach Steuern gegenüber seinen Wettbewerbern durch. Auch die Eigenkapitalquote ist deutlich höher und strahlt somit die finanzielle Stabilität des Unternehmens wieder. Lediglich bei der Gesamtkapitalrendite ROI ist Alphabet mit einem Wert von ca. 12% weniger rentabel als Apple oder Microsoft.

Doch lohnt es sich hierbei das Geschäftsmodell von Alphabet, welches ich zuvor vorgestellt habe, ins Gedächtnis zu rufen: Alphabet investiert massiv in den Bereich „Other Bets“. In diesem Bereich werden Technologien und Geschäftskonzepte von Morgen erforscht und zur Marktreife geführt. Die selbstfahrenden Autos von Waymo sind ein prominenter, wenn auch nur sehr kleiner Teil davon. Dass diese Investitionen ihren Preis haben und den enorm profitablen Geschäftsbereich rund um Google derzeit negativ belasten, sollte daher bewusst in Kauf genommen werden. Schließlich stellen erfolgreiche „Moonshots“ die Grundlage für eine langfristige Unternehmensentwicklung! Daher ist Alphabet beides zugleich: Profitabler Internetriese und junges Technologie-Start-Up.

Spielereien und Experimente rund um den Bereich Other Bets kosten Geld – viel Geld sogar. Doch für die Aktionäre gibt es keinen Grund zur Sorge: Das nötige Kleingeld hat Alphabet. Reichlich sogar. So viel, dass es seinen Aktionären eine Dividende in Höhe von 150 Milliarden Dollar (so viel sind derzeit Daimler und BMW an der Börse wert - zusammen) zahlen könnte – und danach dennoch keine Geldsorgen haben müsste. Im nächsten Beitrag erkläre ich meinen Optimismus und belege ihn mit harten Zahlen! Lass Dich im kostenlosen Newsletter informieren, sobald der nächste Beitrag online verfügbar ist.



Das Quellenverzeichnis zu diesem Eintrag findest Du hier. Wichtige Info: Ich halte Aktien von Alphabet, Apple und Microsoft. Eine Auflistung weiterer Aktien, in die ich investiert habe, findest Du im Glossar.

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Vielen Dank und viel Spaß beim Weiterlesen,
Dein Andy
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